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Drei Spielplätze sind schon leergeräumt

Umfrage des Bürger-Echos:
Viele Bürger lehnen Pläne der Gemeinde für Umwandlung in Wohnbauflächen ab  – 
Bäume und Grünflächen erhalten  – 

Wallenhorst soll kinder- und familienfreundlich bleiben

Jahrzehntelang haben dort Generationen von Kindern geschaukelt, geklettert oder Burgen im Sandkasten gebaut. Auf fünf Spielplätzen im Gemeindegebiet soll es damit schon bald für immer vorbei sein. Der Grund ist, dass es nach Meinung der Ratsmehrheit und der Gemeindeverwaltung zu viele öffentliche Spielplätze und zu wenig Flächen für Wohnraum gibt.
Auf Nachfrage des Bürger-Echos nimmt die Gemeinde-verwaltung dazu wie folgt Stellung: „Da in der Gemein-de Wallenhorst dringend Wohnbauflächen benötigt werden, soll mit der Bebauung von freigesetzten Spiel-plätzen den gesetzlichen Vorgaben der Nachverdich-tung Rechnung getragen werden.

Somit wird vornehmlich für diese Flächen eine Nachnutzung im Sinne einer Bebauungsmöglichkeit geprüft.“
Konkret geht es um die Spielplätze an der Klosterstraße und der Feuerbachstraße in Rulle, an der Osnabrücker Straße in Lechtingen, der Xaver-Lütz-Straße in Wallenhorst sowie der Fiesteler Straße in Hol-lage. Auf diesen zusammen rund 4.000 Quadratmeter großen Flächen könnten schon bald Mehrfamilien-häuser statt Spielgeräte stehen. Die Gemeinde nannte gegenüber dem Bürger-Echo bereits einen klaren Zeitplan. Demnach sei bei diesem Bebauungsverfahren „im Normalfall mit einer Zeitplanung von circa einem Jahr zu rechnen.“ Nach Hinweisen aus der Politik soll der Erlös aus dem Verkauf der Spielplätze zumindest zu einem Teil für die Finanzierung des am Dulingschen Hof in Wallenhorst geplanten Mehrgenerationen-Spielplatz genutzt werden.

Das Bürger-Echo hat die fünf Spielplätze an einem sonnigen Mittwochmittag in Augenschein genommen und dabei auch mit Bürgerinnen und Bürgern vor Ort gesprochen. Ein wesentliches Ergebnis ist, dass drei der fünf Spielplätze bereits weitgehend leergeräumt und zum Teil geschlossen worden sind. An der Feuerbachstraße und der Xaver-Lütz-Straße erinnern nur noch die Reifenspuren der für den Abtransport der Spielgeräte eingesetzten Fahrzeuge daran, dass es hier einen Treffpunkt für Jung und Alt gegeben hat. „Da ist nichts mehr los“, berichten Renate und Günter Settelmeier, die an der Xaver-Lütz-Straße wohnen. Früher hätten ihre Kinder häufig auf dem nahen Spielplatz gespielt. Heute sei der nur ca. 300 Meter entfernte Spielplatz deutlich beliebter bei jungen Familien mit Kindern.
Die Spielgeräte sind auch an der Osnabrücker Straße verschwunden. Übrig geblieben sind hier nur noch zwei nicht mehr wirklich vertrauenserweckende Ruhebänke, durch die das Unkraut wuchert sowie Mülleimer, die zum Teil schon lange nicht mehr geleert wurden. „Die Gemeinde hat hier schon früher viel zu wenig für die Pflege getan“, berichten Monika und Erich Birkholz, die gleich neben dem Spielplatz wohnen. Dass vor allem der Sandkasten „lange Zeit richtig schlimm ausgesehen hat“, habe im Rathaus offenbar niemanden interessiert.
Eine Bebauung der Fläche mit Mehrfamilienhäusern sei schon wegen des alten Baumbestands kaum vorstellbar. Hierfür gebe es unweit entfernt etwa auf der Fläche einer ehemaligen Gaststätte deutlich bessere Standorte in Lechtingen. Wenn an der Osnabrücker Straße schon kein neuer Spielplatz entstehen sollte, wäre es am besten die Fläche zu begrünen bzw. aufzuforsten, betonen Monika und Erich Birkholz: „Das wäre auch gut für den Umwelt- und Klimaschutz.“
Unzufrieden mit den Plänen der Gemeinde sind auch Brunhilde und Horst Mäscher, die ebenfalls in der Nähe der Osnabrücker Straße wohnen.
In ihrer Nachbarschaft seien in jüngster Zeit mehrere Familien mit kleinen Kindern zugezogen. „Der Bedarf für den Spielplatz ist da und wird sicher noch größer.“ Ähnlich sieht das Eveline Hoffmann. Sie kann nicht verstehen, dass eine Gemeinde, die sich selbst als besonders kinder- und familienfreundlich bezeichnet, Grünflächen und Spielplätze für neue Baugebiete opfern will.
Kinder sind zu dieser Mittagsstunde nicht auf der inzwischen brach liegenden Fläche zu finden. „Was sollen die hier auch“, sagt eine junge Mutter, deren Kinder früher gern auf dem Spielplatz an der Osnabrücker Straße gespielt hatten. „Finden Sie das hier etwa noch attraktiv?“, fragt die sichtlich verärgerte Frau, die ungenannt bleiben möchte. Statt die zum Teil in die Jahre gekommenen Spielgeräte zu reparieren oder zu erneuern wurden diese einfach entfernt. Ein Gemeindesprecher bestätigt das Vorgehen: „Wenn aber Spielgeräte auf den jeweiligen Spielplätzen nicht mehr den Sicherheitsbestimmungen entsprechen, werden diese abgebaut und nicht mehr ersetzt.“
So weit ist es an der Klosterstraße und der Fiesteler Straße noch nicht gekommen. Hier sind die Schaukeln, Wippen und Rutschen auf den ersten Blick noch gut in Schuss und werden auch zu dieser Mittagsstunde mit großer Freude von etlichen Kindern genutzt. „Meine Kinder finden diesen Spielplatz super“, erklärt Morina Gentian, die an diesem Tag auch Freunde ihrer Kinder auf den Spielplatz an der Klosterstraße mitgenommen hat. Von den Plänen der Gemeinde hört sie an diesem Tag zum ersten Mal.
Auch Frederick Hune ist überrascht, dass mit dem Spielplatz an der Fiesteler Straße „einer der Lieblingsplätze meiner Kindheit“ bald Vergangenheit sein soll. Der junge Mann hat hier früher gern mit seinen Freunden gespielt.
Eine Wohnbebauung an dieser Stelle kann er sich kaum vorstellen: „Das geht schon wegen der schönen alten Bäume nicht, die mitten auf dem Spielplatz stehen.“ Als Klimaschutzgemeinde sollte die Gemeinde Wallenhorst eher neue Bäume pflanzen als bestehende abholzen zu lassen.   
An der nächsten Vor-Ort-Station an der Feuerbachstraße dauert es nicht lange, bis der Redakteur des Bürger-Echos von mehreren Anwohnern angesprochen wird. „Die schönen alten Bäume müssen bleiben“, betont zum Beispiel Alexander Hesselbarth mit Blick auf die abgesehen von einem verbliebenen „Spielplatz“-Schild leergeräumte Fläche. Da die Gemeinde nur einen Steinwurf entfernt am Stadtweg bereits ein großes Neubaugebiet im Ortsteil Rulle plant, gebe es an dieser Stelle keinen Bedarf für eine Wohnbebauung.
Besser wäre es, den inmitten von Wohnhäusern stehenden Platz zu einem Treffpunkt der Generationen umzugestalten, wo man unter den schattigen Bäumen und inmitten von Blühpflanzen gemütlich entspannen kann. „Das habe ich schon mehreren Ratsmitgliedern gesagt – ohne Erfolg“, ergänzt eine frustrierte Nachbarin, die anonym bleiben möchte: „Wir haben hier zunehmend den Eindruck, dass man im Rathaus nicht mehr weiß, was den Bürgern wichtig ist.“ (H.)