Jeder Platz kostet mindestens 80.000 Euro
Doppelt so teuer wie in Bersenbrück –
Stadt Osnabrück kalkuliert mit 50.000 Euro
Wer derzeit an der neuen Kinderkrippe St. Anna im Wallenhorster Zentrum entlang geht, kann an fröhlichen Kinderstimmen hören, dass der Betrieb dort inzwischen begonnen hat. Nach rund 14 Monaten Bauzeit war die von der Gemeinde gebaute Einrichtung mit 75 Plätzen für Kinder von null bis zwei Jahre im August 2020 so weit fertiggestellt, dass die ersten Gruppen betreut werden konnten. Doch dann der Schock: Wegen eines Wasserschadens musste die gerade neueröffnete Krippe für mehrere Wochen wieder geschlossen werden. Inzwischen ist der Krippen-Betrieb aber wieder aufgenommen worden.
Dass ein Neubau mitunter mit bösen Überraschungen verbunden ist, hat sich schon vor dem Wasserschaden bei der Kostenentwicklung gezeigt. Statt wie geplant 3,7 Millionen Euro wird die Gemeinde Wallenhorst – und damit der Steuerzahler – mindestens sechs Millionen Euro für die neue Krippe bezahlen müssen. Diese Summe hatte der zuständige Fachbereichsleiter Rüdiger Mittmann jüngst auf Nachfrage des Bürger-Echos als seinerzeit aktuelle „Ist-Zahl“ genannt. Da darin noch nicht alle Handwerkerrechnungen und auch die Kosten für die Außenanlagen noch nicht komplett eingerechnet sind, wird die Kinderkrippe noch deutlich teurer als die jetzt bekannten sechs Millionen Euro werden.
Als Gründe für die Kostenerhöhung um über 60 Prozent hat die Verwaltung bislang neben nachträglich vereinbarten Änderungen für die Krippe vor allem die allgemein gestiegenen Baukosten genannt. Dass die Gemeindeverwaltung einen Verbesserungsbedarf bei der Kostenkalkulation sieht, hatte Bürgermeister Otto Steinkamp schon in einer Ratssitzung am 21. Juli 2015 erklärt. In der Diskussion um Mehrkosten von 35.000 Euro für den Umbau des St. Stephanus-Kindergartens hatte der Bürgermeister seinerzeit angekündigt, dass man sich beim Controlling künftig anders aufstellen werde. Gut fünf Jahre später hat sich geändert, dass es bei Mehrkosten für Kita-und Krippenbauten nun statt um fünf- um hohe siebenstellige Summen geht.
Mit einem Blick in einige zufällig ausgewählte andere Kommunen hat das Bürger-Echo geschaut, ob es auch anderenorts ähnliche Probleme bei der Kostenkalkulation für Neubauten von Kindergärten- und Krippen gibt. Bei den bis jetzt angefallenen Kosten von sechs Millionen Euro würde jeder der 75 Plätze der von der Kirchengemeinde St. Alexander betriebenen St. Anna-Kinderkrippe genau 80.000 Euro kosten. Der Gemeinderat hatte das Projekt mit Kosten von knapp 50.000 Euro pro Krippenplatz auf den Weg gebracht. Die Stadt Osnabrück gibt an, dass sie bei Neubauten mit 50.000 Euro pro Krippenplatz rechnet. Der im August 2018 fertiggestellte Kindergarten „Zur Freude“ in Bersenbrück hat nach Angaben der Samtgemeinde rund 2,6 Millionen Euro gekostet, was bei drei Kindergarten- und Krippengruppen für insgesamt 65 Kinder etwa 40.000 Euro pro Platz bedeutet. Die Baukosten pro Platz sind in Wallenhorst somit mindestens doppelt so hoch wie im knapp 30 Kilometer entfernten Bersenbrück.
Die Bundeswehr war 2014 wegen einer Kostensteigerung von 1,78 auf 2,45 Millionen Euro für den Neubau der Kita „Campusküken“ ins Visier des Bundes der Steuerzahler geraten. Die letztlich entstandenen Kosten von rund 68.000 Euro pro Kita-Platz hatten seinerzeit für einen Eintrag in das Schwarzbuch ausgereicht, in dem der Bund der Steuerzahler jedes Jahr auf die Verschleuderung öffentlicher Gelder hinweist. (H.)
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