Ohne Alternative oder Umweltsünde?

Zwei große Platanen auf Lechtinger Spielplatz gefällt –

Gemeinde verweist auf Wurzelschäden für das Kanalsystem –

Grünen-Fraktionschef verärgert: „Das geht so nicht“

„Das ist ein Desaster und hätte so auf keinen Fall passieren dürfen.“ Der Grünen-Fraktionschef im Gemeinderat Dr. Arnulf Nüßlein ist bei einem Besuch des zwischen der Bergmannstraße und der Steigerstraße gelegenen Spielplatzes sichtlich aufgebracht und verärgert. Zwei in Knöchelhöhe abgesägte Baumstümpfe erinnern daran, dass hier bis vor Kurzem noch zwei prächtige Platanen gestanden hatten. Die beiden Bäume sind auf Anweisung der Gemeindeverwaltung gefällt und verwertet worden.

Für den Grünen-Ratsherrn ist die Aktion ein Rückfall in die ökologische Steinzeit. Das Ganze passe „überhaupt nicht“ zu dem Anspruch der Gemeinde, besonders umwelt- und klimafreundlich sein zu wollen. „Wir leisten uns dafür in Wallenhorst hauptamtliche Mitarbeiter. Das geht so nicht.“ Nur einen Steinwurf entfernt drohe an der Bergmannstraße schon bald der nächste klimaschädliche Sündenfall der Gemeinde. Hier soll nach den Plänen der Verwaltung und Ratsmehrheit ein hübsches kleines Wäldchen einem Neubaugebiet weichen. Dr. Arnulf Nüßlein hatte bereits im Dezember den Widerstand der Grünen gegen das Vorhaben angekündigt (das Bürger-Echo berichtete).

Der in der Gemeindeverwaltung für die aktuelle Baumfällaktion zuständige Fachbereichsleiter Florian Lüttkemöller hat einerseits „volles Verständnis“ für den Ärger des Grünen-Ratsherrn und anderer Bürgerinnen und Bürger. Andererseits habe es „leider keine Alternative gegeben“. Die beiden Platanen seien zwar gesund gewesen, hätten mit ihrem ausgeprägten Wurzelwerk aber bereits erhebliche Schäden im Kanalsystem angerichtet. 

Die Fachleute vom gemeindeeigenen Bauhof seien nach sorgfältiger Prüfung und in Absprache mit der Umweltbeauftragten der Gemeinde zu dem Ergebnis gekommen, dass umgehender Handlungsbedarf besteht. „Ansonsten hätten die Baumwurzeln für weitere Zerstörungen gesorgt.“ Als Folge wären dann sehr aufwendige und teure Reparatur- und Sanierungsarbeiten nötig gewesen. „Wir hätten die beiden Bäume wirklich gern erhalten“, versichert Florian Lüttgemöller: „Das war in diesem Fall aber nicht möglich.“ 

Dass die Entscheidung auf Initiative von Anwohnern gefallen ist, die sich von den beiden großen Bäumen gestört fühlten, sei „absolut falsch“, erklärt der Fachbereichsleiter. Es habe in den letzten Jahren zwar immer wieder Beschwerden über den Schattenwurf und den aus Sicht einiger Mitbürger falschen Standort der beiden Platanen gegeben. „Das hat bei der aktuellen Entscheidung aber keine Rolle gespielt.“ 

Die Gemeinde werde im Übrigen für eine großzügige Kompensation sorgen. Gestützt auf die Expertise der Umweltbeauftragten werde man zeitnah neue Bäume auswählen und auf dem Spielplatz anpflanzen, kündigt Florian Lüttkemöller für die Verwaltung an: „Vielleicht erreichen wir damit in einigen Jahren sogar noch etwas mehr für den Umweltschutz.“

Der Grünen-Fraktionschef Arnulf Nüßlein ist mit dieser Erklärung nicht zufrieden. Vor der Entscheidung für die Baumfällung hätte weiterer Sachverstand eingeholt werden müssen. Für ihn sei es keineswegs sicher, dass die Wurzelprobleme wirklich so drastisch gewesen sind. Hier wäre eigentlich eine genauere Prüfung und Aufklärung der politischen Entscheidungsträger sowie auch der Bürgerinnen und Bürger nötig gewesen.

Als Konsequenz der aktuellen Fällaktion werde sich der Wallenhorster Ortsverband der Grünen mit der Frage beschäftigen, „ob auf den Erlass einer Baumsatzung für die Gemeinde hingearbeitet werden sollte.“ Eine entsprechende Forderung könne man „spätestens im Herbst bei eventuellen Koalitionsgesprächen in unseren Forderungskatalog aufnehmen.“

Noch wichtiger sei, dass eine Wiederholung „solcher Pannen“ verhindert werde. Falls die Grünen nach der nächsten Kommunalwahl ein entscheidendes Wort im Gemeinderat mitsprechen sollten, solle die Verwaltung „entsprechend umstrukturiert“ werden. In einem Schreiben an die Mitglieder des Grünen-Ortsverbands macht Dr. Arnulf Nüßlein klar, was er damit konkret meint: 

„Alle Projekte, die die Gemeinde plant bzw. durchführt, müssen zukünftig als erstes – in einem gesondert einzurichtenden Umweltdezernat – auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft werden. Projekte, die außerhalb dieses Dezernats angeschoben werden, müssen außerdem der sogenannten Mitzeichnungspflicht dieses Dezernats unterliegen. Nur so erreicht man, dass zukünftig Klimaschutz und Umweltbelange vorrangige Bedeutung erhalten.“ (H.)


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