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Viele Sieger und (fast) keine Verlierer

Reaktionen nach der Wahl: 

Bürgermeister Otto Steinkamp „sehr zufrieden“ über klare Bestätigung  – 

SPD, CDW/W, Grüne und FDP fühlen sich als Gewinner  – 

CDU will sich inhaltlich und personell sortieren  –  

Noch keine klaren Bündnisaussagen der Fraktionen

Ein überwältigender Sieg von Amtsinhaber Otto Steinkamp bei der Bürgermeisterwahl und ein klares Plus für die Grünen im Gemeinderat sind die herausragenden Kommunalwahl-Ergebnisse für die Gemeinde Wallenhorst. Kurz nach der Wahl hat das Bürger-Echo bei den beiden Kandidaten für das Bürgermeisteramt sowie den bislang im Rat vertretenen Fraktionen nachgefragt. Das Ergebnis: Fast alle fühlen sich – mehr oder weniger stark ausgeprägt – als Gewinner. 

„Ich bin sehr glücklich und zufrieden. Für mich ist das ein großer Vertrauensbeweis und ein Zeichen der Wertschätzung.“ Bürgermeister Otto Stein-kamp wertet die hohe Zustimmungsrate von über 86 Prozent der Wählerstimmen „als Bestätigung der in den letzten fünf Jahren geleisteten Arbeit.“ Bei einer für Kommunalwahlen hohen Wahl-beteiligung von mehr als 64 Prozent heißt das auch, dass deutlich mehr als die Hälfte aller Wahlberichtigten für Otto Steinkamp gestimmt haben.

Offensichtlich ist somit die große Mehrheit der Wallenhorster der Meinung, dass sich die Gemeinde in seiner Amtszeit gut entwickelt hat. „Für mich ist das ein Ansporn, an diese aus Sicht der Bürger erfolgreiche Arbeit anzuknüpfen.“ Als weiterhin wichtige inhaltliche Themen nannte der alte und auch künftige Bürgermeister ganz vorn die Grüne Wiese, das Gewerbegebiet am Schwarzen See und die Gemeindewerke, die mit der Breit-bandversorgung künftig ein weiteres Geschäftsfeld bekommen wird. Nicht zuletzt werden auch in den Bereichen Bildung, Kultur sowie Klima- und Um-weltschutz zusätzliche Investitionen erforderlich sein. 

Ob zur Realisierung der vielfältigen Aufgaben auch neue Schulden und/oder höhere Steuern erfor-derlich sind, werde in aller gebotenen Ruhe und Sorgfalt mit den neu gewählten Ratsmitgliedern besprochen. Abgesehen von der AFD sei er für Gespräche mit allen Ratsfraktionen offen. Für ihn stehe dabei wie schon zuvor stets die Sacharbeit sowie das Wohl der Bürgerinnen und Bürger im Fokus, betont Otto Steinkamp: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass es eine enge und ver-trauensvolle Zusammenarbeit mit dem neu ge-wählten Gemeinderat geben wird.“  

„Keineswegs unzufrieden“ zeigt sich auch der unterlegene Bürgermeisterkandidat Claus Hagen. Allein und aus dem Stand sowie ohne Unter-stützung aus der Politik habe er mehr als 13 Prozent der Stimmen gewonnen. „Das bedeutet, dass mich über 1.600 Wallenhorster als Bürger-meister haben wollen. Vor einigen Wochen hätte das wohl niemand erwartet.“ Dass dies bei weitem nicht ausgereicht hat, komme für ihn nicht überraschend, betont Claus Hagen: „Für mich war das Ganze eher eine Protestreaktion. In einer Demokratie geht es einfach nicht, dass nur ein einziger Kandidat für ein so wichtiges Amt antritt.“ 

„Rundum zufrieden“ ist der SPD-Fraktionschef Guido Pott, der von den neuen Fraktionsmit-gliedern schon einen Tag nach der Wahl ein-stimmig in seinem Amt bestätigt wurde: „Wir sind mit zehn Mandaten weiterhin stärkste Fraktion im Rat und Bürgermeister Otto Steinkamp wurde mit einer überwältigenden Mehrheit wiedergewählt. Damit haben wir beide Wahlziele erreicht.“ Der Verlust von zwei Punkten von 31 auf 29 Prozent und einem Ratssitz gegenüber 2016 sei vor diesem Hintergrund durchaus verschmerzbar. 

Die SPD-Fraktion werde sich im neuen Rat dafür einsetzen die erfolgreiche Gemeindepolitik aus den letzten fünf Jahren fortzusetzen. Dazu gehöre auch, dass in den nächsten Wochen und Monaten ein zu Wallenhorst passendes Konzept für die Grüne Wiese gefunden werden soll. „Wir werden bei diesem Thema mit den demokratischen Parteien sprechen und allen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit anbieten.“ Dabei sei klar, dass es mit der CDW/W-Fraktion in den letzten fünf Jahren besonders viele Gemeinsamkeiten geben habe. „Wir haben vieles einvernehmlich umgesetzt, was die Gemeinde nach vorn gebracht hat.“ Dessen ungeachtet sei die SPD auch für andere Partner offen. Nur mit der AFD-Ratsfrau werde es keinerlei Gespräche geben. 

„Natürlich ist die Zusammenarbeit mit der SPD eine Option für uns. Das hat in den letzten Jahren bei vielen Themen sehr gut funktioniert.“ 

Der CDW/W-Fraktionschef Manfred Gretzmann möchte sich dessen ungeachtet noch nicht auf ein festes Bündniss festlegen. „Dafür ist es so kurz nach der Wahl noch zu früh.“ Dessen ungeachtet sei festzustellen, dass es für die SPD und die CDW/W zusammen mit der Bürgermeisterstimme nach wie vor eine knappe Mehrheit im Gemeinderat gibt.

Das Wahlergebnis von rund 21 Prozent und künftig sieben Ratssitzen sei ein „sehr guter Erfolg“ für die CDW/W. „Das sind immerhin rund drei Prozent mehr als 2016, als wir auch schon sehr erfolgreich waren.“ Die Hoffnung als stärkste Fraktion abzuschneiden, sei „berechtigt aber wohl etwas zu ambitioniert gewesen.“ Das starke Abschneiden in Hollage und Wallenhorst zeige aber, dass die CDW/W in einigen Ortsteilen schon jetzt eine führende politische Kraft ist. Besonders froh zeigte sich Manfred Gretzmann über den Wiedereinzug der CDW/W in den Kreistag. „Auch weil wir ausschließlich in Wallenhorst angetreten sind, ist das ein Riesenerfolg.“ 

„Die FDP hat in Wallenhorst das beste Ergebnis ihrer Geschichte erreicht. Wir sind total glücklich.“ Ratsherr Michael Steinkamp wird ab dem 1. November zwei Mitstreiter im Gemeinderat haben, womit die FDP dort Fraktionsstärke hat. Eine gemeinsame Gruppe mit der SPD sei daher nicht mehr erforderlich. Ob und mit wem es künftig eine Kooperation geben wird, werde in nächster Zeit in aller Ruhe entschieden. Entscheidend werde sein, mit wem es die größten inhaltlichen Schnittmengen zur Durchsetzung der Themen wie Digitalisierung, Bildung, Umwelt und Wirtschaft gibt, die für die FDP besonders wichtig sind. Besonders erfreulich ist für Michael Steinkamp, dass mit Barbara Bender eine Wallenhorster Liberale in den Kreistag gewählt wurde.

„Wir haben unser Ergebnis mehr als verdoppelt und werden mit einer richtig starken Gruppe im neuen Gemeinderat vertreten sein.“ Rund 15 Prozent und fünf Mandate sind für den Grünen-Parteichef Mario Wöstmann „ein Super-Ergebnis“. Die Politik in Wallenhorst werde damit in Zukunft im wahrsten Sinne des Wortes grüner werden. Im neuen Gemeinderat werde seine Partei so handeln, wie sie es vor der Wahl versprochen hat: „Wir werden uns parteiübergreifend für Mehrheiten einsetzen, die grüne Themen nach vorn bringen.“ 

Wenn nötig werden die Grünen auch Opposition machen und Punkte deutlich ansprechen, die aus ihrer Sicht in die falsche Richtung laufen. Als ein mögliches Beispiel nennt Mario Wöstmann die Zukunft der Grünen Wiese: „Hier muss ein Fokus auf bezahlbares Wohnen und kleinere Geschäfte sowie attraktive gastronomische Angebote liegen.“ Die Ansiedlung größerer Gewerbe- oder Einzelhandelsbetriebe sei hier auch wegen der damit verbundenen Ver-kehrsprobleme „mit den Grünen nicht zu machen.“

Der CDU-Ratsherr- und Landtagsabgeordnete Cle-mens Lammerskitten sieht seine Partei nicht nur bei diesem Thema nahe bei den Grünen. Die Wallen-horster Christdemokraten werden die Wahl auch als Anlass nehmen, sich inhaltlich und personell zu-kunftsgerecht zu positionieren. Konkret bedeutet das unter anderem, dass sich die CDU noch deutlicher als bisher etwa für die Modernisierung des Ortskerns in Hollage, den verantwortungsvollen Umgang mit Steuergeldern sowie die Stärkung von Bildung sowie des Klima- und Umweltschutzes einsetzen werde: „Wir werden hier mit guter Sacharbeit richtig Gas geben und laden alle demokratischen Parteien zum Mitmachen ein.“ 

Das Wahlergebnis der CDU sei insgesamt „nicht wirklich zufriedenstellend.“ Trotz des 5-Prozent-Ver-lusts gegenüber 2016 werde man aber weiterhin acht Ratsmitglieder stellen und somit stärker als die CDW/W bleiben. In Rulle und zum Teil auch Lechtingen habe die CDU auch dank starker neuer Persönlichkeiten „vergleichsweise gut abgeschnitten.“ In Hollage und Wallenhorst habe sich gezeigt, dass es Erneuerungsbedarf gibt, betonte Clemens Lammers-kitten: „Wir haben verstanden und werden in den nächsten fünf Jahren mit voller Kraft daran arbeiten, dass die CDU wieder als Wallenhorst-Partei gesehen und an frühere Erfolge anknüpfen kann.“

(H.)



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