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Viele Auszeichnungen und eine Herzenssache

Der SPD-Politiker Alfons Schwegmann hat sich nach 49 Jahren aus dem Gemeinderat verabschiedet –

„Das ist der richtige Zeitpunkt“ – Feuerwehrorden besonders bedeutend

Nach 49 Jahren im Rat der Gemeinde Wallenhorst hat sich Alfons Schwegmann aus der Kommunalpolitik verabschiedet. Der SPD-Politiker wurde in der ersten Sitzung des neu gewählten Gemeinderats mit einem Blumenstrauß, einem Präsent der Gemeinde sowie anerkennenden Worten von Bürgermeister Otto Steinkamp für seine langjährigen Verdienste geehrt. Einige Tage später hat das Bürger-Echo mit Alfons Schwegmann gesprochen. In dem folgenden Text berichtet er über einige interessante Erlebnisse aus seiner Zeit als Kommunalpolitiker und erklärt unter anderem auch, warum nun „der richtige Zeitpunkt zum Aufhören“ für ihn ist:

Die gerade von Bürgermeister Otto Steinkamp überreichte Ehrennadel für fast 50 Jahre als Mitglied im Gemeinderat und das Bundesverdienstkreuz sind nur zwei von zahlreichen Ehrungen, mit denen Alfons Schwegmann für seine vielfältigen ehrenamtlichen Aktivitäten zum Wohle der Allgemeinheit ausgezeichnet worden ist. Über jede Einzelne habe er sich sehr gefreut, betont der Wallenhorster SPD-Politiker, der als Nachrücker sogar für zwei Monate dem Niedersächsischen Landtag angehört hatte. 

War dies das Highlight seiner politischen Karriere? Alfons Schwegmann überlegt kurz und antwortet – wie man es von ihm kennt – mit offenen und klaren Worten: Natürlich sei das für ihn eine zugleich spannende und schöne Zeit gewesen, bei der er die Politik aus einem neuen Blickwinkel kennengelernt hat. Seinerzeit in der Landeshauptstadt Hannover aktive SPD-Promis wie den späteren Bundeskanzler Gerhard Schröder habe er zwar schon vorher gekannt, die Arbeit in der Landtagsfraktion sei dessen ungeachtet noch einmal eine ganz andere Erfahrung gewesen – auch wenn Alfons Schwegmann letztlich nur an einer einzigen Landtagssitzung als Abgeordneter teilgenommen hat.   

Die größte Bedeutung unter allen Auszeichnungen hat für ihn der Ehrenorden der Feuerwehr, der ihm als Dank für seine langjährige engagierte Arbeit als Vorsitzender des Wallenhorster Feuerwehrausschusses verliehen wurde. „Die Feuerwehr war für mich immer eine Herzenssache. Dafür habe ich mich immer gern und mit voller Überzeugung eingesetzt.“ Entsprechend groß sei die Freude gewesen, dass er mit der höchsten Auszeichnung geehrt wurde, die man von der Feuerwehr als Nicht-Aktiver bekommen kann. Tatsächlich ist es auch Alfons Schwegmann zu verdanken, dass die Feuerwehren im Gemeindegebiet technisch und personell bestens ausgestattet sind.   

Die Politik der Gemeinde Wallenhorst hat der kurz vor seinem 80. Geburtstag stehende Sozialdemokrat praktisch von Beginn an mitgeprägt. An seine erste Sitzung im Jahr 1972 als frisch gewähltes Gemeinderatsmitglied kann er sich noch sehr gut erinnern. Kurz nach der Gebietsreform hatte es seinerzeit ein heftiges Ringen um die Wahl des Gemeindedirektors gegeben. Das erst per Losentscheid entstandene Votum beschäftigt ihn auch 49 Jahre später noch.

Damals seien die Gräben zwischen den im Rat vertretenen Parteien und auch den vier zum Teil gegen den Willen der Bevölkerung zusammengefügten Ortsteile viel tiefer als heute gewesen. Entsprechend hoch sei es in den Anfangsjahren der neu gegründeten Gemeinde Wallenhorst mitunter in den Ratssitzungen hergegangen. „Die CDU hatte in allen Ortsteilen eine klare absolute Mehrheit. Bis 1972 hat es im Ortsteil Wallenhorst noch gar keine SPD gegeben. Wir waren überall in der Minderheit und konnten nur wenig mitentscheiden.“ Dass dies inzwischen anders ist, habe ihn gerade in den letzten Jahren noch einmal besonders motiviert. Auch in der Kommunalpolitik mache es natürlich mehr Spaß, wenn man aktiv gestalten und verantwortlich an wichtigen Entscheidungen mitwirken kann. 

Dass die SPD seit Jahren die stärkste Fraktion im Wallenhorster Gemeinderat ist, führt Alfons Schwegmann auch auf die Geschlossenheit der vor Ort aktiven Sozialdemokraten zurück. Anders als bei der örtlichen CDU seien Unstimmigkeiten immer intern besprochen und für alle Beteiligten fair gelöst worden. „Letztlich hat uns auch das Anerkennung und Vertrauen eingebracht.“ Bei der Wallenhorster SPD habe es in den letzten 20 bis 30 Jahren keine öffentlich ausgetragenen Rangeleien oder Streitigkeiten gegeben. Unter dem Strich habe man einfach eine gute bürgernahe Politik gemacht. „Ich bin sehr zufrieden, dass ich dazu ein Stück beigetragen habe.“ 

Mit großer Freude hat Alfons Schwegmann auch sein Amt als ehrenamtlicher Stellvertreter des Bürgermeisters ausgeübt. Gerade in den letzten Jahren sei das Ganze eine sehr angenehme Aufgabe gewesen – auch wegen der stets harmonischen Zusammenarbeit mit dem hauptamtlichen Bürgermeister Otto Steinkamp und den beiden anderen stellvertretenden Bürgermeistern Andre Schwegmann und Alfred Lindner: „Wir waren ein gutes Team. Für uns stand bei allen ehrenamtlichen Terminen immer im Vordergrund, die Gemeinde Wallenhorst angemessen zu repräsentieren.“ Persönliche Freundschaften außerhalb seiner Partei – der SPD – seien in der Kommunalpolitik allerdings nur selten entstanden. 

Als Ausnahme nennt Alfons Schwegmann den CDU-Politiker Hans Stallkamp, mit dem er nicht nur eine ähnlich lange Mitgliedschaft im Gemeinderat sondern auch viele angenehme gemeinsame Erlebnisse aus rund fünf Jahrzehnten in der Gemeindepolitik teilt. Besonders gern erinnert sich Alfons Schwegmann an eine spontane Einladung zu einem entspannten Fest auf dem Hof Stallkamp: „Als ich dort war, stellte sich heraus, dass sonst nur CDU-Leute dabei waren. Hans hat dann aber schnell dafür gesorgt, dass ich von allen anerkannt und mittendrin dabei war.“ 

Seit dem 1. November gehört Alfons Schwegmann dem Gemeinderat nicht mehr an. Statt im Ehrenamt engagiert er sich künftig vor allem für die Pflege seiner schwer erkrankten Ehefrau. Nach ausführlichen Gesprächen in der Familie, habe er sich vor der Kommunalwahl frühzeitig entschieden, dass nun der richtige Zeitpunkt für einen neuen Lebensabschnitt ist. „In der Politik sind jetzt die Jüngeren dran.“

Wer ihn nach seiner Meinung fragt, wird auch in Zukunft – wie bei ihm gewohnt – eine ehrliche Antwort von Alfons Schwegmann bekommen – nun allerdings als Privatperson und nicht mehr als politischer Entscheidungsträger. Als Beispiel verweist er auf seine Meinung zur Zukunft der Grünen Wiese im Wallenhorster Zentrum: „Wir brauchen dort keinen zusätzlichen Lebensmitteleinzelhandel.“ Zudem verstehe er nicht, warum der von vielen gewünschte Biomarkt nicht schon längst steht – am Besten aus allen Ortsteilen gut erreichbar auf der Fläche des E Centers am Lechtinger Kirchweg.  

Das Bürger-Echo hat Alfons Schwegmann in vielen Jahren als stets sachorientierten und verlässlichen Kommunalpolitiker kennengelernt, der bei aller Treue zu seiner SPD auch einmal anderer Meinung war und vor allem auch andere Meinungen gelten gelassen hat. Als Politiker alter Schule hat er durchaus einmal ein kritisches klares Wort in Richtung des politischen Gegners gefunden – ohne dabei persönlich verletzend zu werden. 

„Mit Alfons hat man auch nach einer Sitzung noch gern bei einem Glas Bier zusammengesessen“, sagen langjährige Weggefährten aus unterschiedlichen Ratsfraktionen. Welch große Anerkennung er sich über Parteigrenzen hinaus erworben hat, zeigte sich auch in der ersten Sitzung des neu gewählten Gemeinderates: Zum Abschied des scheidenden Ratsmitglieds Alfons Schwegmann standen die anwesenden Ratsmitglieder allesamt spontan auf und spendeten exklusiv für ihn lautstarken und lang anhaltenden Beifall. (H.)

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