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„Brände können leider immer wieder entstehen“

Im Juli kam es in Melle-Gesmold zu einem Feuer in einer Müllumschlaghalle  –  Fachleute schließen einen ähnlichen Vorfall in Wallenhorst nicht aus  –  Restrisiko für Selbstentzündung bleibt immer

„Mitarbeiter bemerkten um kurz nach 8.30 Uhr den Brandausbruch. Sie setzten umgehend den Notruf ab, in dem sie von brennendem Müll in der Halle berichteten.“ Dass es auch in Abfallanlagen mit modernsten technischen Standards zu schwerwiegenden Komplikationen kommen kann, zeigt der Bericht der Kreisfeuerwehr Osnabrück über einen Großbrand, der Mitte Juli in einer Müllumschlaghalle in Melle-Gesmold entstanden ist. Dort gelang es, dank des schnellen und kompetenten Einsatzes von rund 110 Feuerwehrkräften und weiteren 20 des DRK, ein Übergreifen des Feuers auf benachbarte Gebäude und Betriebe zu verhindern.

„Zwischenzeitlich galt eine Bevölkerungswarnung und es kam zu Verkehrsbehinderungen“, heißt es in dem unter www.kreisfeuerwehr-osnabrueck.de im Internet nachzulesenden Bericht weiter. Unter anderem musste die nahegelegene A 30 zeitweise gesperrt werden. „Außerdem löste die Einsatzleitung wegen der starken Rauchentwicklung eine Warnung der Bevölkerung per NINA-App und KATWARN aus. Im Umfeld der Einsatzstelle sollten Fenster und Türen geschlossen sowie Klimaanlagen abgeschaltet werden.“

Die Brandbekämpfung ist nach Angaben der Kreisfeuerwehr umfangreich und komplex gewesen. „Da sich der Brand aufgrund der hohen Temperaturen in der Halle bereits bis in den Dachstuhl ausgebreitet hatte, waren umfangreiche Löscharbeiten erforderlich.“ In vielen Bereichen war dies nur unter Atemschutz möglich. Das Feuer war dann zur Mittagszeit weitgehend gelöscht. Die Bevölkerungswarnung konnte gegen 13 Uhr zurückgenommen und die Löscharbeiten zurückgefahren werden. Zum Abschluss der Nachlöscharbeiten wurde ein Schaumteppich über das Brandgut gelegt, um ein erneutes Aufflammen zu verhindern, heißt es abschließend in dem Bericht der Kreisfeuerwehr.

Zur Ursache des Großbrands in Melle-Gesmold meldet ein NDR-Bericht, dass sich „nach ersten Erkenntnissen der Polizei“ in einer Halle gelagerter Müll aufgrund der Wärme selbst entzündet haben könnte. Seinerzeit wurden tagsüber Temperaturen um die 30 Grad im Osnabrücker Land gemessen. Dass es in der im Wallenhorster Gewerbegebiet am Schwarzen See neu gebauten Müllumschlaghalle der AWIGO zu einem ähnlichen Vorfall kommen könnte, schließen vom Bürger-Echo befragte Fachleute nicht aus.

„Brände können leider immer wieder entstehen. Wie auch Wälder können sich Abfälle selbst entzünden“, erklärt etwa Prof. Dr. Gillian Gerke, Leiterin des Studiengangs Ressourcenwirtschaft an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Zwar könne im Fall einer Entzündung mit technischen Präventionsmaßnahmen und Sprenkleranlagen sofort reagiert werden. Die praxisorientierte Wissenschaftlerin betont in ihrer schriftlichen Stellungnahme aber auch: „Um es nochmal zu unterstreichen: Brände können überall entstehen durch Hitze, Kabelbruch etc“.

Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt der Wallenhorster Gemeindebrandmeister Timo Wischmeyer-Raffelt: „Wo mit komplexer Technik gearbeitet wird, kann es auch zu Problemen kommen.“ Nach einem Rundgang über das neue AWIGO-Gelände sei sein Eindruck in Sachen Sicherheit und Brandschutz „grundsätzlich gut“. Dessen ungeachtet könne man das Brandrisiko in einer Müllumschlaghalle nie komplett ausschließen. Ein Grund sei, dass sich im Restmüll bedauerlicherweise immer wieder auch leicht entzündliche Stoffe wie etwa alte Batterien befinden, die dort eigentlich nicht hineingehören.

Die AWIGO-Anlage sei aber mit hochmodernen Erkennungs- und Meldesystemen auf mögliche Problemfälle vorbereitet. Zum Präventionssystem gehöre neben einer Thermoüberwachung mit Infrarotscanner auch ein großer Wasserspeicher, mit dem die Löscharbeiten im Notfall schon vor dem Eintreffen der Feuerwehr eingeleitet werden können. (H.)


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