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„Alle fangen bei Null an“

Bürgermeister beteuert: Noch keine Vorentscheidungen für die Bebauung der Grünen Wiese gefallen –

Grünen-Fraktionschef bezweifelt das  –  

Große Mehrheit für Aufteilung der Fläche in vier Tranchen und Beauftragung einer Jury mit Ratsmitgliedern und bezahlten externen Fachleuten

„Bei dem was Sie gerade gesagt haben, traue ich meinen Ohren kaum.“ In der Ratsdiskussion zur Konzeptvergabe für die Grüne Wiese reagierte Bürgermeister Otto Steinkamp sichtlich gereizt auf Einlassungen des Grünen-Fraktionschefs Rüdiger Schulz, der wie schon im Bürger-Echo erneut mögliche Vorabsprachen des Bürgermeisters mit Investoren kritisiert hatte. Dass er Gespräche mit Interessenten geführt habe, räumte Otto Steinkamp zwar ein: „Dabei sind aber noch keinerlei Vereinbarungen oder Vorentscheidungen getroffen worden. Alle anderen Behauptungen sind schlichtweg falsch.“ Was das für künftige Investoren bedeutet, machte Otto Steinkamp ebenfalls klar: „Wenn die Bewerbungsphase beginnt, fangen alle bei Null an.“

Dass er genau das nicht glaubt, hatte der Grünen-Fraktionschef zuvor unter anderem mit Blick auf die nun vorliegende Planung begründet. So habe der Sprecher des mit der Begleitung des Bauvorhabens beauftragten Fachbüros erst jüngst in der Sitzung des Bauausschusses erklärt, dass die Bebauung der Grünen Wiese mit 13 unterschiedlichen Gebäudeteilen von der Gemeindeverwaltung vorgegeben wurde. Damit seien bereits Pflöcke gesetzt worden, mit denen möglicherweise die Wünsche von Investoren bedient werden. Interessenten mit anderen Konzepten hätten nun keine realistische Chance mehr.

Für Rüdiger Schulz spricht dies dafür, dass trotz aller gegenteiligen Behauptungen des Bürgermeisters vieles doch schon im vertrauten Kreis vorbesprochen worden ist. „In diesem Punkt glaube ich Ihnen einfach nicht.“ Darüber hinaus habe das vorliegende Konzept auch erhebliche inhaltliche Schwächen. Zum Beispiel sei ungeklärt, wie die Millionen-Kosten für den Bau einer Tiefgarage aufgeteilt werden, wenn vier unterschiedliche Investoren mit einem jeweils unterschiedlichen Parkplatzbedarf zum Zuge kommen sollten. Auch die hohen Kosten für die externen Jurymitglieder sind dem Grünen-Fraktionschef ein Dorn im Auge: „Die werden pro Sitzungstag mindestens 10.000 Euro kosten. Das ist für mich rausgeschmissenes Geld.“

Die anderen Ratsfraktionen waren ganz anderer Meinung und stimmten dem von der Verwaltung vorgelegten Konzept mit freundlichen Worten zu. Somit gilt nun, dass die Fläche der Grünen Wiese in bis zu vier Tranchen aufgeteilt und vermarktet werden kann. Zudem wurde beschlossen, dass das weitere Verfahren durch eine Jury begleitet werden soll, der neben Ratsmitgliedern aus allen Fraktionen und Bürgermeister Otto Steinkamp auch sechs externe Fachleute angehören, die von der Gemeinde nach einem branchenüblichen Tagessatz bezahlt werden.

„Die Aufteilung der Fläche kann zu einer höheren Bewerberzahl führen“, betonte etwa Christian Schiffbänker (CDW/W), der außerdem davor warnte, jetzt unnötig über Details zu streiten: „Wir haben bei der Grünen Wiese nur eine Chance. Schon deshalb sollten wir hier nicht bei den Planungskosten sparen.“ Ähnlich positiv äußerte sich Hubert Pohlmann zur aktuellen Grüne Wiese-Planung. Auf die von Rüdiger Schulz vorgebrachte Kritik reagierte der SPD-Ratsherr ähnlich aufgebracht wie zuvor der Bürgermeister: „Das ist einfach unverschämt.“

Mit der folgenden weitgehend einmütigen Abstimmung waren die Wogen dann wieder geglättet. Gegen den Verwaltungsvorschlag stimmte allein Rüdiger Schulz. Die anderen vier Mitglieder seiner Fraktion enthielten sich ohne einen eigenen Diskussionsbeitrag der Stimme. (H.) 


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