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Wird die A 33-Nord mit neuer Idee verhindert?

A 30 auf bestehender Trasse dreispurig führen  –

„Vorschlag ist prüfenswert“

„Wir sollten auf Augenhöhe miteinander sprechen. Im besten Fall entstehen dabei Ideen, die Grundlage für eine einvernehmliche Lösung sind.“ Die Sprecher des gastgebenden Bündnis „Exit A33 Nord“ hatten sich hohe Ziele für den Diskussionsabend zur A 33-Nord gesetzt, zu dem neben Gegnern eines Autobahnneubaus zwischen Wallenhorst und Belm auch in der Bundes- und Landespolitik aktive Befürworter eingeladen worden waren. Tatsächlich gab es nach einem gut zweieinhalbstündigen Für und Wider mit rund 80 Besuchern im Dulingschen Hof einen neuen Vorschlag, den alle Beteiligten zumindest für „prüfenswert“ halten.

Dabei geht es darum, statt einer teuren, für Mensch und Umwelt schädlichen neuen Autobahn die bereits bestehende Infrastruktur möglichst optimal zu nutzen. Was das konkret bedeutet, machte der 2. Vorsitzende des Umweltforums, Dr. Matthias Schreiber, klar: „Man könnte den Autoverkehr auf der A 30 zwischen dem Lotter Kreuz und dem Osnabrücker Südkreuz in beiden Fahrtrichtungen dreispurig fahren lassen und nach einigen Jahren überprüfen, wie gut das Ganze funktioniert.“ Der Vorteil wäre, dass dort mehr Autos wie bisher unterwegs sein könnten. Durch die erhöhte Kapazität wäre weder ein Neubau der A 33-Nord noch ein Ausbau der A 30 nötig, um die Verkehrsbelastung in und um Osnabrück bewältigen zu können.

Die auf dem Podium versammelten Politiker und Fachleute reagierten zugleich erstaunt wie nachdenklich. „Das klingt erst einmal sympathisch“, erklärten etwa die Osnabrücker Linken-Bundestagsabgeordneten Heidi Reichinnek und der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion Stephan Christ, die sich beide zuvor als „entschiedene Gegner“ der A 33-Nord offenbart hatten. In einem Punkt waren sie sich auch mit dem FDP-MdB und Autobahnbefürworter Matthias Seestern-Pauly aus Bad Iburg einig: Die Idee ist es wert, ernsthaft und vorbehaltlos unter anderem aus rechtlicher Sicht geprüft zu werden. „Ich persönlich kann spontan nicht beurteilen, ob das eine realistische Option ist“, betonte Heidi Reichinnek. Jetzt seien die Fachleute am Zug und müssten sich mit dem neuen Vorschlag beschäftigen.

Für den ebenfalls als Podiums-Gesprächspartner anwesenden Autobahn-Fachmann Prof. Dr. Jürgen Deiters ist diese Frage eigentlich schon geklärt. Auf der aktuellen A 30-Baustelle zwischen Osnabrück-Hellern und Hasbergen könne man derzeit sehen, dass der Verkehr problemlos auf drei Spuren pro Fahrtrichtung laufen kann, berichtete er. Nach 40 Jahren ergebnislosem Hin und Her um neue Autobahntrassen dürfe nicht weitere Zeit für nutzlose Streitereien verschwendet werden. Besser wäre es, sich auf zeitnah umsetzbare Verbesserungsmöglichkeiten zu konzentrieren. Die von Dr. Matthias Schreiber an diesem Abend erstmals öffentlich präsentierte Idee mit einem Modellprojekt für die A 30 könnte hierfür ein guter Ansatz sein.

Der Publikum reagierte mit langanhaltendem Beifall und machte in der anschließenden Diskussion mit den auf dem Podium versammelten Ansprechpartnern sehr deutlich, dass es weit über Wallenhorst und Belm hinaus Widerstand gegen die A 33-Nord gibt. Abgesehen von den Umweltschäden sowie den explodierenden, nach aktuellen Schätzungen mindestens 230 Millionen Euro teuren Baukosten wurde vor allem die Haltung der Stadt Osnabrück und der IHK kritisiert. Deren Behauptung, nur mit einem Neubau der A 33-Nord könne das Osnabrücker Stadtgebiet von Schwerlastverkehr entlastet werden, stimme einfach nicht, erklärte Prof. Dr. Jürgen Deiters: „Die durch Osnabrück führende Bundesstraße 68 könnte schon jetzt abgestuft und die Stadt somit entscheidend vom überregionalen Schwerlastverkehr entlastet werden.“     

Dass die Osnabrücker Umlandgemeinden Wallenhorst und Belm keineswegs gewillt sind, ihre große Nachbarstadt auf ihre Kosten von zum Teil hausgemachten Verkehrsproblemen zu entlasten, machte der Wallenhorster Bürgermeister Otto Steinkamp im Einvernehmen mit seinem neben ihm sitzenden Amtskollegen Viktor Hermeler aus Belm klar. „Die A 33-Nord ist unnötig und schädlich.“ Auch die Osnabrücker Bevölkerung würde schon deshalb nicht von dem so genannten Lückenschluss profitieren, weil ein Großteil der durch die Stadt fahrenden Lkw von ortsansässigen Unternehmen auf die Reise geschickt werden.

Der Wallenhorster Bürgermeister gab den anwesenden Politikern, stellvertretend für ehemalige und aktuelle Entscheidungsträger im Land und im Bund, auch sein Unverständnis über das lange Planungsverfahren mit auf den Weg: „Dass die Diskussion um die A 33-Nord schon über 40 Jahre dauert, kann keiner mehr verstehen.“ Es sei nun endlich an der Zeit, sich an den Realitäten zu orientieren – inklusive der Notwendigkeit von mehr Umwelt- und Klimaschutz. Für die A 33-Nord könne das nur Eines heißen: Die Planungen müssen beendet und zu den Akten gelegt werden. (H.)


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