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Erst Freude über den Startschuss – dann der „Katzenjammer“

Projektpartner der Gemeinde meldet Insolvenz an –

„Das Projekt ist nicht gefährdet“ aber „sicherlich Auswirkungen auf den Zeitplan“ –

Stehen die Investoren weiterhin bereit?

„Super, jetzt geht es endlich voran.“ In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses war die Erleichterung bei fast allen anwesenden Akteuren aus Verwaltung und Politik fast mit Händen zu greifen. Nahezu einstimmig hatten die Ausschussmitglieder am 12. Juni einen Bebauungsplan für die Grüne Wiese beschlossen, der die Grundlage für die weitere Planung unter Federführung der Duisburger SEKA Wohnen GmbH sein sollte. Diese hatte sich 2024 mit ihrem Konzept bei dem Vergabeverfahren der Gemeinde Wallenhorst durchgesetzt. Nach einer Sitzung mit vielen schönen Worten und Planzeichnungen schien nun endlich klar zu sein, dass es auf der Ratssitzung am 1. Juli den lange ersehnten Startschuss für eine Bebauung des 2,3 Hektar großen Grundstücks in Filetlage des Wallenhorster Zentrums geben könnte.

Nur fünf Tage später folgte der große Katzenjammer. Um exakt 11.49 Uhr war der Wallenhorster Bürgermeister Otto Steinkamp am 17. Juni von SEKA Wohnen-Geschäftsführer Gunar Thiele per E-Mail darüber informiert worden, dass der Antrag für ein vorläufiges Insolvenzverfahren für das Unternehmens gestellt wurde. Ob das Verfahren eröffnet wird, werde aktuell von einem Insolvenzverwalter geprüft, ist in der Mail weiter nachzulesen.

Als Grund für die Firmenpleite nannte Gunar Thiele neben „dem allgemein schwierigen Umfeld im Baubereich“ vor allem Schwierigkeiten mit einem Großprojekt. Diese hätten das Unternehmen schwer getroffen und „uns einen Schaden von mehreren Millionen Euro verursacht, den wir leider nicht in der Lage waren kurzfristig aufzufangen“. Die externe Planung des Kunden habe sich während des Bauprozesses nicht nur als fehlerhaft, sondern als offensichtlich falsch erwiesen. …Planungsfehler hätten zu massiven Verzögerungen und Mehrkosten geführt, die letztlich nicht kompensiert werden konnten.

Die SEKA Wohnen GmbH wird nach eigener Einschätzung wohl schon bald Vergangenheit sein. „Ich denke nicht, dass das Unternehmen weitergeführt werden kann“, heißt es in dem Schreiben des Geschäftsführers an Bürgermeister Otto Steinkamp. Die Auswirkungen der Insolvenz für die Grüne Wiese seien dessen ungeachtet überschaubar. „Das Projekt in Wallenhorst ist dadurch nicht gefährdet“, versichert Gunar Thiele mit der folgenden Begründung: „Die Finanzierung kommt nicht von der SEKA. Für die Ausführung stehen andere Unternehmen bereit.“

Ob und welche Auswirkungen die SEKA-Insolvenz für die Realisierung der zu einem großen Teil schon baureifen Pläne für die Grüne Wiese haben wird, ist nach Einschätzung der Gemeindeverwaltung offenbar noch nicht klar absehbar. Zwar seien bisher „keine Verträge“ mit der SEKA geschlossen worden. Derzeit werde allerdings seitens der Verwaltung geprüft, ob eine neue Ausschreibung erfolgen müsste, falls ein anderer Partner für das Bauprojekt gefunden werden sollte. In diesem Fall sei davon auszugehen, dass zumindest ein „neuer Ratsbeschluss“ erforderlich wäre. Bezüglich der Planungsinhalte könnte es mit einem neuen Partner noch interessant werden. So schreibt die Gemeindeverwaltung auf Nachfrage des Bürger-Echos, dass ihr bislang keine Änderungen der Planungsinhalte bekannt sind. Im nächsten Satz heißt es dann aber wie folgt: „Sofern der Prozess weitergeführt werden sollte, können Änderungen zum derzeitigen Stand der Planung nicht ausgeschlossen werden.“

Nach aktuellem Stand soll die Grüne Wiese in vier Baulose aufgeteilt werden. Auf drei davon sind vorwiegend Eigentums- und Mietwohnungen sowie Platz für Betreutes Wohnen vorgesehen. Auf einer der Flächen sollen ein 4 Sterne-Hotel mit Gastronomie und ein Ärztehaus entstehen. Sicher ist für die Gemeindeverwaltung, dass sich die aktuelle Entwicklung auf den Zeitplan auswirken werden. Wie diese konkret aussehen, „kann seitens der Verwaltung derzeit nicht abgeschätzt werden“.

Die Reaktionen der vom Bürger-Echo zur SEKA-Insolvenz befragten Ratsmitglieder reichten fraktionsübergreifend von „tiefer Erschütterung“ bis zu „großer Enttäuschung“ sowie auch „Hoffnung, dass es wie erwünscht weitergeht“. Die spontanen Äußerungen aus der Kommunalpolitik waren allesamt fast identisch mit den Gedanken, die in dem beiliegenden Interview mit dem FDP-Ratsherrn Moritz Halbach nachzulesen sind.

Eine Ausnahme war die Stellungnahme des Grünen-Fraktionsvorsitzenden Rüdiger Schulz, der in der Bauausschusssitzung am 12. Juni als einziger gegen die SEKA-gerechte Änderung des B-Plans gestimmt hatte: „Mir war von Anfang an klar, dass aus diesem Projekt so nichts werden kann“, betonte er gegenüber dem Bürger-Echo. Bei der Grünen Wiese hätte man mit einer besseren Planung schon viel weiter sein können. Jetzt stehe die Gemeinde hier vor einem Scherbenhaufen. (H.) 


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