Gesprächsabend des Bürgervereins:
Unmut über Ende der Busverbindung von Rulle nach Haste und Neubaugebiet an den Helmichsteinen – Bürger sehen Bedarf für öffentliche WCs – Konzept für Grüne Wiese eine Chance geben
„Sie können jetzt Ihre Meinung zu Themen sagen, die für Wallenhorst wichtig sind. Wir sind gespannt, was der Abend bringt.“ Geschäftsführer Karl-Heinz Bergmann musste die Anwesenden nicht lange um Wortbeiträge für die Gesprächsrunde bitten, zu der jetzt der Bürgerverein Wallenhorst im Rahmen seiner jüngsten Mitgliederversammlung eingeladen hatte. Im Gasthaus Witte entwickelte sich eine rege Diskussion, bei der neben den Dauer-Themen „Grüne Wiese“, „ÖPNV“ und „Neubaugebiete“ auch der Wunsch nach jederzeit erreichbaren „öffentlichen Toiletten“ im Gemeindegebiet im Fokus stand.
Nach ca. zwei Stunden mit vielen guten Argumenten und Ideen waren sich die anwesenden Bürgerinnen und Bürger in einem Punkt einig: „Wir müssen nach vorn schauen und sollten die Menschen bestmöglich in die Entscheidungsprozesse einbinden, die sie vor Ort betreffen.“ Für das abschließende Fazit des Abends bekam Karl-Heinz Bergmann uneingeschränkten Beifall – unabhängig davon, dass zuvor mitunter kontrovers über die einzelnen Themen diskutiert worden war. Der Bürgerverein werde die Ergebnisse aufnehmen und auch mit Hilfe des Bürger-Echos im Blick behalten.
„Das kann so nicht bleiben“. Beim Thema „ÖPNV“ wurde schnell deutlich, dass vor allem das Ende der Verbindung von Rulle nach Haste für Unmut in der Bevölkerung sorgt. Neben den zur Gesprächsrunde gekommenen Ratsmitgliedern Clemens Lammerskitten, Alfred Lindner (beide CDU) und Marion Müssen (unabhängig) betonte auch der SPD-Ratsherr Hans Stegemann, dass es bei dem ab dem 1. November geltenden Busfahrplan noch Nachholbedarf gibt. Das gelte abgesehen von der Verbindung über den Haster Berg auch für die reduzierte Taktung von Hollage nach Pye „Wir werden uns in der Politik in den nächsten zwei Jahren intensiv um Verbesserungen bemühen.“
Viele gute Vorschläge und auch neue Informationen aus den Reihen der Besucher gab es beim Thema „öffentliche Toiletten“. Bislang ist es in fast allen Ortsteilen so, dass man auf die Gunst ansässiger Geschäftsleute angewiesen ist, wenn man einmal dringend „muss“. Um das zu ändern, könnten kostenpflichtige Chiptoiletten im Gemeindegebiet aufgestellt werden – ähnlich wie in den nahen Niederlanden üblich – wurde vorgeschlagen. Auch längere Öffnungszeiten für die öffentlichen WCs im Wallenhorster Rathaus könnten zur Lösung mit beitragen. Auf jeden Fall sei das Thema wichtig, weil es sich dabei im wahrsten Sinne des Wortes um ein dringendes Bedürfnis der Menschen handelt.
Beim Thema „Grüne Wiese“ zeichnete sich schnell ab, dass es an diesem Abend eine deutliche Mehrheit für den Kurs des Gemeinderats gibt, dem bestehenden Konzept für eine Bebauung noch eine Chance zu geben. Die dort in Filetlage geplante Wohnbebauung könne die Gemeinde auch mit Blick auf die ansonsten sinkende Bevölkerungszahl gut gebrauchen. Das nun vorliegende Konzept habe zudem den Vorteil, dass es auf eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Wallenhorster Zentrum abzielt. Mit Blick auf die Machbarkeit gibt es aber Skepsis, betonte ein Diskussionsteilnehmer: „Das Konzept ist gut, aber ist es auch finanzierbar?“
Dass bei den Diskussionen zum Thema „Neubaugebiete“ richtig Dampf im Kessel ist, zeigten die Beiträge mehrerer Bürger, die zur Initiative gegen eine Bebauung der Fläche an den Helmichsteinen gehören. Statt immer neue Flächen zu versiegeln, sollten besser Leerstände beseitigt und bestehende Siedlungen verdichtet werden. Schon jetzt könne die Gemeinde längst nicht mehr jedes Grundstück verkaufen, berichtete etwa der CDU-Ratsherr Alfred Lindner: „Für eine Familie mit Normalverdienst ist ein Neubau heute unbezahlbar geworden.“
Eine millionenteure Erschließung des Neubaugebiets an den Helmichsteinen könnte für die Gemeinde zu einem finanziellen Alptraum werden, ergänzte ein aus Rulle kommender Besucher: „So lange hier kein Bedarf nachgewiesen werden kann, werden wir uns bis zuletzt dagegen wehren“.
Die anschließende Reaktion des SPD-Ratsherrn Hans Stegemann war ebenso klar wie für viele Anwesende überraschend: „Ich persönlich bin aus ökologischen Gründen gegen ein Neubaugebiet an dieser Stelle.“ Dessen ungeachtet sei unbestritten, dass die Gemeinde Wallenhorst etwas gegen den drohenden Bevölkerungsschwund tun müsse. Allerdings dürfe man dabei nicht nur die Jüngeren im Blick haben, betonte ein Bürger in den Siebzigern: „Es kann nicht sein, dass die älteren Menschen hier vollkommen unberücksichtigt bleiben.“
Zum Abschluss gab es aus den Reihen der Besucher noch einen ganz anderen Wunsch an den Bürgerverein. „Bitte machen Sie sich Gedanken über die 2026 für Wallenhorst anstehende 1175-Jahr-Feier.“ Zwar gibt es hier bereits Pläne der Wirtschaftsvereinigung „Wir für Wallenhorst“ für ein Festwochenende im kommenden Frühsommer. Die Gemeindeverwaltung habe dieses Thema aber „offenbar komplett verschlafen und noch keinerlei Vorbereitungen getroffen“, erklärte der CDU-Ratsherr Clemens Lammerskitten. „Wir nehmen das gern auf und werden uns zeitnah Gedanken dazu machen“, versprach Karl-Heinz Bergmann.
In seinem Geschäftsbericht für das Jahr 2024 hatte der Geschäftsführer zu Beginn der Mitgliederversammlung über die zahlreichen Aktivitäten des Bürgervereins berichtet.
Von der 48. Grünkohlmahlzeit im Januar bis zur 50 Jahr-Jubiläumsfeier und den Ferienspaß-Aktionen im Sommer bis hin zum Glühweinstand auf dem Weihnachtsmarkt sei 2024 „ein arbeitsreiches Jahr“ für den Bürgerverein gewesen. Das Engagement des Vereins für die Bürgerinnen und Bürger aus der Gemeinde sei nur „dank der Ehrenamtlichen möglich, die viel Energie und Zeit in die ehrenamtliche Arbeit investieren“. Der Bürgerverein Wallenhorst bedanke sich dafür bei seinen Mitgliedern und werde auch in Zukunft für die Menschen vor Ort da sein – zum Beispiel mit einem Gesprächsabend über wichtige Themen aus dem Gemeindegebiet. (H.)

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